Kelag startet Projektentwicklung für das Kraftwerk Kolbnitz
Um den schwankenden Strombedarf der Kunden zu decken und um Bedarfsspitzen im Stromnetz auszugleichen, starten und stoppen die Maschinensätze in diesen Kraftwerken oft mehrmals am Tag. Das führt zu raschen Veränderungen des Wasserstandes der Möll, sowohl nach oben als auch nach unten. Fachleute bezeichnen das als „Schwall-Sunk-Problematik“. Nach den Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie muss eine Lösung für diese Problematik gefunden werden, um den ökologischen Zustand der Möll nachhaltig zu verbessern.
- Ökologische Verbesserung: Lösung der Schwall-Sunk-Problematik an der Möll
- Beitrag zur Energiewende: Strom aus Wasserkraft für 30.000 Haushalte
- Beitrag zur regionalen Wertschöpfung: Rund 200 Millionen Investitionsvolumen
„Die Prüfungen unserer Fachleute haben zur Empfehlung geführt, ein neues Kraftwerk zu errichten, den Wasserschwall aus dem Kraftwerk Außerfragant und einen Teil aus dem Kraftwerk Gößnitz zu fassen, durch einen Stollen bis in die Nähe des Ausgleichsbeckens Rottau zu leiten und dort energetisch zu nutzen“, sagt Manfred Freitag, Sprecher des Vorstandes der Kelag. „Dort kann die Energie des Wassers aus den Speichern der Kraftwerksgruppe Fragant in einem neuen Kraftwerk noch einmal zur Stromerzeugung genutzt werden, ohne dass ein Querbauwerk in der Möll errichtet werden muss.“
Der Aufsichtsrat der Kelag hat grünes Licht gegeben, damit die Kelag mit den Vorbereitungen für die Umweltverträglichkeitsprüfung für dieses Vorhaben beginnen kann. „Wir starten jetzt mit der umfassenden Entwicklung dieses Projektes. Es ist uns wichtig, in den nächsten Monaten mit den Gemeinden und der Wirtschaft in diesem Abschnitt des Mölltales in den Dialog zu treten, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die möglichst breite Akzeptanz finden“, betont Freitag.
„Mit diesem Projekt werden mehrere Ziele erreicht“, sagt Danny Güthlein, Mitglied des Vorstandes der Kelag. „Als wichtigste Ziele nenne ich die zusätzliche Erzeugung elektrischer Energie aus Wasserkraft und gleichzeitig die Verbesserung des ökologischen Zustandes des Möllabschnittes. Der Wasserschwall aus den Kraftwerken Außerfragant und Gößnitz wird in Zukunft nicht mehr einfach in die Möll geleitet, sondern gelangt durch einen Stollen zum geplanten Kraftwerk Kolbnitz und danach ins große Ausgleichsbecken Rottau. Das hat positive Auswirkungen auf die Flussökologie der Möll, bedeutet zusätzlich einen Beitrag zum Hochwasserschutz und ist eine nachhaltige grüne Investition.“ Das neue Kraftwerk nutzt bestehende Speicher und Infrastruktur für neue Erzeugungspotenziale und ist eine intelligente technische Lösung zur Stärkung der Stromerzeugung aus Wasserkraft in Kärnten. Die wesentlichen Anlagenteile werden unterirdisch situiert, um Schallemissionen und Auswirkungen auf das Landschaftsbild zu minimieren.
Lösung der Schwall-Sunk-Problematik an der Möll
Unberührt vom Projekt und weiterhin unverändert aufrecht bleibt die Wasserabgabe über den ständig laufenden ersten Maschinensatz im Kraftwerk Gößnitz sowie die Wasserabgabe über den Fischlift bei der Wehranlage Gößnitz. Durch diese konstanten Wasserabgaben und die variablen Zuflüsse unterhalb von Außerfragant ergibt sich zukünftig ein durch die Niederschläge beeinflusster, natürlich gebildeter Wasserstand in diesem Abschnitt der Möll. Durch das Fassen des Wasserschwalls aus dem zweiten Maschinensatz des Kraftwerkes Gößnitz und aus dem Kraftwerk Außerfragant in den neuen Stollen wird zwar die Mittelwasserführung der Möll reduziert, die für den gewässerökologischen Zustand wichtige gleichmäßige Wasserführung und die für das Flussbett wichtigen, kleineren Hochwasserspitzen bleiben aber erhalten.
„Aus energiewirtschaftlicher Sicht ist das neue Kraftwerk ein wichtiger Baustein für die zukünftige Stromversorgung Kärntens mit erneuerbarer Energie und ein großer Schritt zur notwendigen Steigerung der Unabhängigkeit in der Energieversorgung. Im Lauf dieses Jahres haben wir gesehen, wie wichtig das ist“, unterstreicht Güthlein. „Auch der volkswirtschaftliche Aspekt darf nicht vergessen werden. Der Bau und der Betrieb dieses Kraftwerkes wird einen erheblichen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung in Kärnten, vor allem im Mölltal leisten.“
Landesrätin Sara Schaar begrüßt das Vorhaben aus mehreren Gründen
„Mit diesem Projekt wird es auch zu einer nachhaltigen Verbesserung der Flussökologie der Möll und damit vor allem des Fischbestandes kommen, welche durch das Dämpfen der Schwallspitzen erzielt werden soll. Dieses Verbesserungsgebot gibt die EU-Wasserrahmenrichtlinie ganz deutlich vor. Durch das Lösen des Schwall-Sunk-Problems soll ein Basisabfluss entstehen, der dem natürlichen Niederwasser der Möll entspricht. Ziel ist, mit dieser Maßnahme in Zukunft wieder ein gutes ökologisches Potenzial der Möll zu erreichen. Dieses Projekt ist allerdings auch ein wesentlicher Schritt, wenn es um den Erneuerbaren-Ausbau geht: Das Kärntner Ausbauziel bei Wasserkraft auf Basis des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes beträgt 300 Gigawattstunden bis zum Jahr 2030. Mit Realisierung des Kraftwerks Kolbnitz wäre ein Drittel dieses Zieles bereits erreicht“, begrüßt Energie- und Naturschutz-Landesrätin Sara Schaar das Vorhaben.
200 Millionen Investitionssumme
Das Kraftwerk Kolbnitz würde über eine Leistung von 26 MW verfügen und pro Jahr rund 105 Millionen Kilowattstunden Strom aus heimischer Wasserkraft erzeugen, das entspricht dem Bedarf von rund 30.000 Haushalten. In dieses Kraftwerk, mit einem etwa 17 km langen unterirdischen Stollen für den Triebwasserweg zwischen Außerfragant und Rottau, wird die Kelag rund 200 Millionen Euro investieren, natürlich unter der Voraussetzung, dass dieses Projekt genehmigt wird, technisch umsetzbar und kaufmännisch darstellbar ist. Von einer Entscheidung für den Bau des Kraftwerkes Kolbnitz sind wir aber noch ein großes Stück entfernt“, betont Freitag. „Wir beginnen jetzt mit den Vorbereitungen für die Umweltverträglichkeitserklärung, dem ersten Schritt am Beginn eines Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahrens. Wesentlicher Teil der Vorbereitungen ist der Dialog mit möglichst vielen von diesem Projekt Betroffenen.“