Geschichte
Die Idee für den Bau des Speicherkraftwerkes Forstsee hatte Anfang der 1920er Jahre Ing. Adolf Wolf, Obmann des Verwaltungsrates des städtischen Elektrizitätswerkes Klagenfurt.
Mit diesem Speicherkraftwerk wollte er den Stromengpass des E-Werkes Klagenfurt im Winter beseitigen. Und von diesem Kraftwerk ausgehend wollte er die vielen lokalen Elektrizitätswerke mit ihren kleinen Netzen zu einem gemeinsamen Mittelkärntner Verbundsystem verbinden. Diese Aufgaben sollte eine eigene Gesellschaft wahrnehmen. Die Schwächen der Stromversorgung in den einzelnen Gemeinden sind im Winter 1921 deutlich geworden. Extremes Niedrigwasser setzte der Stromerzeugung sehr enge Grenzen und ließ die Netze immer wieder zusammenbrechen; besonders betroffen war die Landeshauptstadt.
Nach dem Ende der Monarchie 1918 musste die Energieversorgung auch in Kärnten völlig umgestellt werden. Aus Schlesien wurde keine Kohle mehr geliefert. Strom aus Wasserkraft schien die brauchbare Alternative zu sein. Der Abwehrkampf verhinderte in Kärnten bis Herbst 1920 ein koordiniertes Vorgehen der öffentlichen Elektrizitätswirtschaft. Erst 1922 hat die Kärntner Landeskraftstelle einen Plan über die mögliche energetische Nutzung der heimischen Flüsse und Seen vorgestellt.
Am 28. Jänner 1923 hat in Klagenfurt ein Gründungskomitee die Kärntner Wasserkraftwerke-AG (KÄWAG) aus der Taufe gehoben, mit einem Grundkapital von 600 Millionen Kronen. Sie baute das Kraftwerk Forstsee und errichtete in Mittelkärnten ein Strom-Verbundnetz. Diese Gesellschaft ist 1939 in Kelag umbenannt worden. Aufgrund des 2. Verstaatlichungsgesetzes ist 1948 durch den Zusammenschluss der Kelag und der kommunalen Elektrizitätswerke von Villach, St. Veit, Feldkirchen, Wolfsberg und Spittal die Kärntner Elektrizitätsaktiengesellschaft (Kelag) entstanden.
Das Krafthaus
Das Krafthaus Forstsee gleicht eher einer großen Villa als einem Kraftwerk. Geplant hat es der bekannte Architekt Franz Baumgartner. Das Gebäude steht seit 1995 unter Denkmalschutz. Westlich des Krafthauses ist 1967 ein 110-kV-Umspannwerk errichtet worden. Dieses trägt mit dazu bei, die Stromversorgung in der Umgebung zu sichern.
Der Speicher Forstsee
Das Wasser aus dem Speicher Forstsee wird durch einen Stollen und über eine Stahldruckrohrleitung zur Turbine im Krafthaus geleitet. Die Höhendifferenz beträgt rund 160 m. Mit einer Speicherpumpe ist von 1928 bis 1983 Wasser aus dem Wörther See in den Forstsee gepumpt worden. Damit wurde im Sommerhalbjahr Strom verwertet und im Winter mehr Strom erzeugt. Diese Aufgaben erfüllen heute andere Pumpspeicherkraftwerke der Kelag.
Das Forstsee-Kraftwerk hat eine Leistung von 2,4 MW und erzeugt jährlich rund 3 Mio Kilowattstunden Strom. Das entspricht dem durchschnittlichen Bedarf von 800 Kärntner Haushalten beziehungsweise einem Tausendstel des gesamten Strombedarfes aller Kunden der Kelag! Gesteuert wird das Kraftwerk von der Kelag-Hauptschaltleitung in Klagenfurt aus.
Der Architekt
Geplant hat das Kraftwerk Forstsee Architekt Franz Eduard Josef Baumgartner. Der bedeutendste Vertreter der "Wörther-See-Architektur" wurde am 27. Juni 1876 in Wien geboren. Als Architekt machte sich Baumgartner einen Namen mit seinen Wohnbauten, Einfamilienhäusern, Villen und Hotels, die überwiegend in Velden und Pörtschach entstanden. In Klagenfurt stammen beispielsweise das Künstlerhaus und der Stauderhof von ihm. Seine größter Bauauftrag war das Grand Hotel Toplice in Veldes (Bled/Slowenien).
Baumgartner studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Im Jahre 1903 begann er als Assistent an der k. k. Staatsgewerbeschule in Wien seine Lehrtätigkeit. 1905 wurde er erstmals als Architekt genannt. 1906 kam Baumgartner als Fachlehrer an die k. k. Staats-Handwerkerschule nach Klagenfurt (Vorläufer der jetzigen Höheren Technischen Bundeslehranstalt). Mit dieser übersiedelte er 1908 nach Villach. Von 1929 bis 1937 wirkte er an dieser Schule als Direktor.
1909 wurde Baumgartner der Professorentitel verliehen. Seine universelle Begabung und sein unermüdlicher Fleiß haben die Architektur und Bautätigkeit in Kärnten wesentlich beeinflusst. Baumgartner war Mitglied verschiedener Kommissionen und Vereine, wie z. B. der Baumeisterprüfungskommission und des Kunstvereines für Kärnten.
Architekt Hofrat Prof. Franz Baumgartner starb am 14. Oktober 1946 in Velden am Wörther See. Er ist in einem Ehrengrab der Gemeinde beigesetzt.