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Region und Gesellschaft Nachhaltigkeitsmagazin 2020
nen vor, mit der niemand wirklich etwas anfangen kann. So In der Betrachtung der Ergebnisse fällt auf, dass die skalieren. Wir sind aus meiner Sicht an einem entscheidenden sprechpersonen genannt haben. Das passiert in vergleichba-
funktioniert Beziehungsarbeit nicht, denn sie erfordert einen Verbindungen zwischen Personen, Unternehmen und Wendepunkt: Die Ära der unter nanzierten Pilotprojekte, die ren Studien nicht in diesem Ausmaß. Die Kelag hat sich o en-
hohen persönlichen Einsatz. Themen als Netzwerke sichtbar werden. in der Schublade landen, ist vorbei. sichtlich in den vergangenen drei Jahren bei neuen, anderen
Das ist richtig, denn unsere Analysen ltern nicht nur Perso- und zusätzlichen Stakeholdergruppen Reputation erarbeitet.
Die von uns erhobenen Nennungen sind quali zierte Nen- nen heraus, sondern auch, welche Inhalte diesen Personen Die Forderung, etwas zu tun, ist schnell aufgestellt. Aber
nungen, die die sozialen Statuszuschreibungen durch die wichtig sind. Wir erkennen eindeutige Themencluster. Der kann man aus der Studie auch etwas über die tatsächliche Mit den Analysen wurde eine Basis gescha en. Was wäre
Communities wiedergeben. Der entscheidende Vorteil unse- Kelag-Untersuchung lag ja eine ganz konkrete Fragestellung Bereitschaft der Stakeholder herauslesen, ein Stück des nun der sinnvolle nächste Schritt?
rer Methode liegt darin, jene Handvoll Personen zu kennen, zugrunde: „Angenommen die Kelag würde einen Klima- und Weges gemeinsam mit der Kelag zu gehen? Der nächste Schritt lautet immer: Gruppen bilden. Warum?
mit denen e ziente und wirkungsvolle Beziehungsarbeit Energiedialog starten. Wer sollte an so einer Initiative teilneh- Man kann aus den Eckdaten der Studie – nämlich an der Weil sich die Akteure gegenseitig sehen und erkennen, wer
möglich wird und zielführend ist – das spart Zeit, Energie und men und welche Themen und Herausforderungen müssten Beteiligungsquote von 96 % und an der überdurchschnittlich aller sonst noch an Bord ist, das wertet die Gruppe auf. Kon-
Ressourcen. dabei besprochen werden?“ hohen Anzahl an Nennungen – auf jeden Fall eine starke Mo- kret wäre es einmal die Implementierung eines sogenannten
tivation der Befragten erkennen. Das hat sich auch in unseren Situation Rooms, in dem die identi zierten Schlüsselspieler
Bleiben wir kurz bei dieser Handvoll Personen, die Sie Dabei wurde ein Themenbereich sichtbar, der aller Voraus- qualitativen Interviews laufend bestätigt. Es war spürbar, dass gemeinsam mit der Kelag Lagebilder erarbeiten.
auch als „Schlüsselspieler“ bezeichnen. Was zeichnet sicht ohne die Erhebung nicht in den Fokus gerückt wäre: Wie es ein massives Bedürfnis an Lösungen für den Wandel gibt.
diese Menschen aus? kann die systemische Integration und Interaktion der Ener- Wenn dann noch ein Unternehmen wie die Kelag vorhanden Dabei handelt es sich um halbtägige Workshops, die man
Es geht nicht ausschließlich darum, wie oft jemand genannt gie-, Mobilitäts- und Informationsströme gelingen? Und zwar ist, das auf stabile Art und Weise den Transformationspro- zwischenzeitlich sowohl analog als auch virtuell durchführen
wird, sondern auch wie zentral einzelne Personen im Netz- in ihrer konkreten Umsetzung. In diesem Zusammenhang zess gestaltet, dann will ich dieses Unternehmen als Partner kann. Anhand dieser Lagebilder werden im Workshop Projek-
werk sind. Darunter versteht man unter anderem, wie stark wurde die Frage wesentlich, wie man die Kelag als Pionier haben. te de niert, die man umsetzt. Wir haben dafür spezielle Soft-
eine Person selbst in einem Netzwerk eingebettet ist und positionieren kann und wie Kärnten zu jenem Bundesland warelösungen entwickelt. Diese Methode ist viel günstiger,
über welche Integrationsfähigkeit sie verfügt. Dann sehen wir wird, in dem diese sogenannten „hybriden Netze“ Wirklichkeit Ebenso wird der Kelag die Fähigkeit zur Umsetzung zuge- e zienter und e ektiver als jede Tagung. >|
uns an, welche Personen von unterschiedlichen Stakeholder- werden. Das wurde von den Stakeholdern aufgebracht und ist schrieben, allerdings immer in Verbindung mit dem Umfeld.
gruppen genannt werden, weil man daraus schließen kann, ein zentrales Ergebnis der Studie. Für Alleingänge sind die Herausforderungen zu groß – es
wie stark jemand zwischen unterschiedlichen Stakeholder- braucht die Skalengrößen und den politischen Hebel, also die
gruppen als Makler fungieren kann. Schließlich tritt als dritte Kann man schlussfolgern, dass es mehr Veranstaltungen regulatorische und normative Einbettung der Umgestaltung. Eckdaten der Studie:
Dimension dann noch die Rollenzuschreibung dazu – also zu den Themenfeldern braucht, um das Bewusstsein für
ob jemand als Entscheider, Marktkenner, Technologieexperte die drängenden Fragen zu schärfen? Unsere Gesellschaft verändert sich dynamisch. Wie lange 123 Personen wurden kontaktiert
oder Multiplikator wahrgenommen wird. Nein, klassische Veranstaltungen gibt es im Über uss, der sind diese Stakeholderanalysen aussagekräftig? 115 Interviews wurden geführt
Bedarf ist gesättigt und dafür fehlt die Zeit. Wir verfolgen Die Haltbarkeit unserer Studien liegt in einem mittleren Zeit- 96 % Beteiligungsquote
Daraus ergibt sich ein Schlüsselspielerindex, der die wesent- einen Ansatz des Stakeholderengagements, bei dem sich die horizont, das bedeutet bei drei bis fünf Jahren. Status und 332 Institutionen im Netzwerk
lichen Aspekte für die idealen Partner der Kelag beschreibt. Akteure als Weggefährten begreifen. Es geht um die Entwick- Anerkennung erhält man nicht von heute auf morgen, solche 467 Personen im Netzwerk
Diese Personen sind in der eigenen Community äußerst an- lung von gemeinsamen Lagebildern, dem Erkennen ge- Zuschreibungen werden erarbeitet und brauchen soziale Zeit. 6,9 durchschnittlich nominierte
erkannt, genießen hohe Reputation in anderen Communities meinsamer Herausforderungen – von der Digitalisierung über Was die Entscheidungsmacht anlangt, haben natürlich Wah- Personen/Organisationen
und verfügen über Kompetenzen in unterschiedlichen Rollen. den Klimawandel bis hin zu COVID-19 – und das Erarbeiten len eine stärkere Auswirkung. In den Business-to-Business-
Diese Personen haben den höchsten In uencere ekt und von Lösungen in Projekten und darum, diese konsequent zu bzw. Business-to-Government-Bereichen ist die Kontinuität
strahlen weit über die eigene Gruppe aus. ausgeprägter.
Drei Jahre ist aber auch die Zeit, die es aller Erfahrung nach
braucht, um Beziehungen aufzubauen und um Positionen im
„BEZIEHUNGSARBEIT Netzwerk substanziell zu verändern.
ERFORDERT Wenn man die vergangenen drei Jahre hernimmt,
zwischen der ersten im Jahr 2016 und der aktuellen
EINEN HOHEN Kelag-Analyse im Jahr 2019, was hat sich da signi kant
PERSÖNLICHEN verändert?
Interessanterweise ist die Kelag stärker in das Zentrum des
EINSATZ.“ Netzwerks gerückt. Das ergab sich daraus, dass die Befragten
überdurchschnittlich oft Kelag-Mitarbeiter als wichtige An-
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