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Umwelt und Klima Nachhaltigkeitsmagazin 2020
Größtes Sparpotenzial im Verkehr
Als zweites Szenario wurde deshalb ein Klimaschutzszena-
„DIE AUFGABE IST rio erarbeitet, in dessen Rahmen die Ziele bis 2030 und in
weiterer Folge bis 2050 erreichbar wären. Dafür müsste der
HERAUSFORDERND, CO 2-Ausstoß vor allem im Verkehr – derzeit mit 36 Prozent der
ABER KÄRNTEN KANN größte Verursacher für Treibhausgasemissionen – deutlich Stromaufbringung
gesenkt werden. Die Studienautoren betonen, dass dies nur
SIE BEWÄLTIGEN.“ in einer Kombination aus vermehrter Elektromobilität, dem bis 2030
Umstieg auf ö entliche Verkehrsmittel sowie der Verlagerung
Manfred Freitag des Verkehrs auf die Schiene, vor allem aber durch eine deut- 10
Kelag-Vorstandssprecher liche Verringerung von Fahrten machbar ist.
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Die Kärntner Industrieunternehmen könnten den zweithöchs- 8 Ein uss je Sektor
ten Anteil bei den Einsparungen erzielen. Dies vor allem durch Verkehr 0,7 TWh
lysiert, Maßnahmen identi ziert und deren Auswirkungen in die verstärkte Nutzung von Strom und biogenen Energie- 7 Industrie 0,6 TWh
Haushalte 0,1 TWh
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der Analyse entsprechend berücksichtigt“, so Traupmann. trägern, unterstützt durch E zienzverbesserungen. Auch in 6 Energie 0,2 TWh
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der Landwirtschaft und im Gebäudesektor – hier vor allem Importe 1,0 TWh
Die Wirkung derzeitiger Maßnahmen mit dem Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas hin zu umweltfreund- TWh/a 5
Für die Untersuchung wurden zwei Szenarien entwickelt. lichen Heizungsanlagen – sind deutliche CO 2-Einsparungen 4
Das sogenannte Referenzszenario bildet all jene Maßnahmen möglich. Stromimporte
ab, die bereits in den vergangenen Jahren beschlossen bzw. 3 Solarenergie
umgesetzt wurden – unter anderem den „Energiemasterplan Mehr grüne Energie notwendig 2 Windenergie
Kärnten“, den Entwurf der „Klimastrategie Kärnten“ und den All das ist allerdings nur dann erreichbar, wenn es in den
„Mobilitäts Masterplan Kärnten 2035“. Diese Pakete bewirken, kommenden zehn Jahren gelingt, den Anteil an erneuerbaren 1 Wasserkraft
dass die Emissionen bis 2030 auf ca. 4,2 Millionen Tonnen Energien um 2,6 TWh auf einen Gesamtwert von 7,7 TWh 0 Thermische
CO 2eq zurückgehen. „Mit dieser Emissionsentwicklung (Ausgangslage Wasserkraft: normalisierte Stromerzeugung) 2020 2030 Kraftwerke
werden die auf das Bundesland Kärnten umgelegten euro- zu steigern. Damit würden aber auch (teure) Stromimporte
päischen und österreichischen Ziele von max. 3,4 Millionen nachhaltig wegfallen. Nach den Berechnungen der Energie- Energie*: Eigenbedarf des Sektors Energie und Deckung von Verlusten (z.B. Übertragungsverluste usw.)
eq deutlich verfehlt“, heißt es im Expertenpapier. experten der Österreichischen Energieagentur können die
Tonnen CO 2 Importe**: Ersatz von Importen; dies wird u.a. basierend auf dem Bruttoendenergieverbrauch
für Strom und der normalisierten Wasserkrafterzeugung berechnet.
Quelle: Österreichische Energieagentur (2020)
Historisch
Referenzszenario
Klimaschutzszenario Wasserkraft 360 GWh und die Windkraft weitere 500 GWh Große Chance für die Wirtschaft
EU Klima- und beitragen. Der Rest der zusätzlich erforderlichen Erzeugung AEA-Geschäftsführer Peter Traupmann verweist auch noch
auf einen wichtigen Aspekt, der oftmals zu wenig Berücksich-
kann durch den Ausbau von gebäudeintegrierten und frei-
Energiepaket Ziel stehenden Photovoltaik-Anlagen (in Summe 1.700 GWh) tigung ndet: „Der Umbau unseres Energiesystems bietet vie-
2030 gedeckt werden. le Chancen. Dabei geht es keinesfalls nur um grüne Technolo-
gien, bei denen heimische Unternehmen gut aufgestellt sind.
6 Hohe Zustimmung zur Energiewende Auch die Tourismusbranche kann pro tieren, sich nachhaltig
„Die Aufgabe ist herausfordernd, aber Kärnten kann sie be- und grün positionieren und damit voll im Trend liegen.“
5 wältigen. Dafür ist es allerdings notwendig, rasch die ersten Dennoch regt sich unabhängig vom Bundesland oft schon
Mio. t CO 2 -Äquivalent 3 gesellschaftlicher Konsens darüber, dass es weitreichende ideen auftauchen – von konkreten Realisierungen ist da
Schritte zu setzen“, erklärt Manfred Freitag. Österreich hat
dann Widerstand auf regionaler Ebene, sobald erste Projekt-
dafür gute Voraussetzungen und es herrscht weitgehender
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meistens noch nichts zu sehen. Dabei kommen neben den
Maßnahmen braucht, um die Folgen der Klimakrise zu
bewältigen. Der Ausstieg aus Erdöl, Kohle und Gas und der
Natur- und Landschaftsschutzargumenten auch energiewirt-
schaftliche Aussagen ins Spiel, deren Grundlagen manchmal
Umstieg auf erneuerbare Energieträger erfreuen sich hoher
unklar erscheinen.
Zustimmung.
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Das bestätigt unter anderem auch eine aktuelle Unter-
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Energien in Kärnten nicht notwendig sei, bestimmte Erzeu-
suchung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, der
Wirtschaftsuniversität Wien, der Unternehmensberatung Sehr häu g wird behauptet, dass ein Ausbau erneuerbarer
gungsformen in Kärnten kaum oder gar nicht umsetzbar
Deloitte Österreich und des Energieversorgers Wien Energie, wären oder Energiee zienz allein ausreiche, um den zukünfti-
2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 die im Mai 2020 verö entlicht wurde. Darin sprechen sich gen Bedarf an grüner Energie zu decken. Die Studie „Kärnten
77 Prozent der Befragten für Energie aus Wasser, Sonne und 2030 – Der Weg in eine klimaneutrale Energiezukunft“ leistet
Wind aus. In Kärnten ist die Unterstützung für die Energie- auf jeden Fall einen wichtigen Beitrag zu einer sachlichen
Kärntner Treibhausgasemissionen mit Entwicklung nach Referenz- und Klimaschutzszenario bis 2030;
Quelle: Österreichische Energieagentur (2020): Kärnten 2030 – Der Weg in eine klimaneutrale Energiezukunft, S. V wende österreichweit am stärksten. Debatte. >|
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