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Interview Nachhal
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durchaus ihre Berechtigung haben, und übergeordneter
Notwendigkeit bewältigen. Wenn wir aber den sinnvollen,
nachhaltigen Fortschritt haben wollen, dann sind Entschei-
„DAS GRÖSSTE dungen notwendig.
KRAFTWERK IST Betrachtet man die Voraussetzungen für einen klimaneu-
tralen Energiemix der Zukunft, dann ist die Wasserkraft
DER SINNVOLLE, in Kärnten kaum noch auszubauen. Bei Photovoltaik ist
SPARSAME EINSATZ die Frage einerseits, wie viele Dächer noch sinnvoll ver-
baut werden können. Andererseits wird die Nutzung von
VON ENERGIE.“ bestimmten Frei ächen unter der Berücksichtigung von
Themen wie Bodenversiegelung oder Biodiversität not-
wendig werden. Bei der Windkraft wird es Standorte geben
müssen, an denen die Errichtung möglich ist, und Flächen,
auf denen das nicht der Fall ist. Da wird man mit den
verschiedenen Naturschutzorganisationen eine Einigung
nden müssen.
Ändert die Corona-Krisenerfahrung Ihrer Einschätzung Die Kelag beweist ja nicht nur mit dieser Untersuchung,
nach etwas an den Einstellungen in der Bevölkerung? wie wichtig ihr das Thema Klimaschutz ist, sondern zeigt
Kann es zu einem Wertewandel kommen? seit vielen Jahren, dass es notwendig ist, den Einsatz von
Es wäre eine gute Gelegenheit für jeden, in sich selbst zu erneuerbarer Energie auf eine breite Basis zu stellen. Wir
gehen und gewisse Dinge zu hinterfragen. Aber bei der bekennen uns auch dazu, dass das größte Kraftwerk der
nationalen und internationalen Vernetzung unserer Wirt- sinnvolle, sparsame Einsatz von Energie ist. Aus diesem In der Diskussion um den Ausbau erneuerbarer Energie steht Gilbert Isep für ein Aufeinanderzugehen.
schaft ist eine Veränderung nur eingeschränkt zu erwarten. Grund haben sowohl der Vorstand als auch der Aufsichts-
Wäre bereits ein Impfsto vorhanden – davon bin ich über- rat das Klimaschutzvolksbegehren unterzeichnet und zur
zeugt –, würde die „Party“ gleich weitergehen wie vor dem Unterstützung aufgerufen.
Lockdown.
Die Diskussion über den Ausbau der erneuerbaren
Corona hat andere brennende Themen wie den Klima- Energie orientiert sich aus nachvollziehbaren Gründen Für die Politik hat der Ausbau der erneuerbaren Energie alle Beteiligten an einem Strang. Der strategische Partner
schutz weitgehend in den Hintergrund gedrängt ... an zwei konkreten Akteuren – der Politik, die den recht- mindestens zwei Vorteile. Zum einen würde Kärnten die RWE war und ist für die Kelag besonders wertvoll, da er als
Im Unterschied zur Klimakrise – die auf lange Sicht viel lichen Rahmen setzt, und der sogenannten Zivilge- Klimaziele erfüllen und müsste dafür nicht selbst Geld in großer europäischer Energieversorger völlig neue Entwick-
gefährlichere Auswirkungen hat – wird das Coronavirus als sellschaft, die in vielen Fällen Kritik äußert. Betrachtet die Hand nehmen. Die Budgets sind sowieso knapp. Mit lungsmöglichkeiten erö net hat.
unmittelbare persönliche Lebensbedrohung wahrgenom- man aber die aktuelle Stakeholderanalyse der Kelag, der Kelag ist ein Partner vorhanden, der bereit ist zu in-
men. Bei der Klimaveränderung besteht o enbar bei vielen dann zeigt sich doch, dass es ganz viele unterschied- vestieren und der bemüht ist, im Konsens zu Lösungen zu Vor allem aber hat die Partnerschaft des Landes Kärnten
die vage Ho nung, dass es „irgendwer irgendwann einmal liche Gruppen in der Gesellschaft gibt, die am Ausbau kommen – da müssen sich aber alle bewegen. Auf der an- mit der RWE im Rahmen der Kärntner Energieholding die
richten wird“. Jetzt werden weltweit hohe nanzielle Mittel der erneuerbaren Energie in Kärnten großes Interesse deren Seite drohen Strafzahlungen im Ausmaß von vielen wirtschaftliche Eigenständigkeit der Kelag gewährleistet
zu Recht in die Erforschung von Impfsto en und Medika- haben. Sollte man sich stärker mit diesen Akteuren Millionen Euro, die zu Lasten des Budgets und zu Lasten und sorgt dafür, dass sich das Headquarter weiterhin in
menten investiert – einen ähnlichen globalen Schulter- verbünden? der Bevölkerung gehen, weil diese Mittel dann in anderen Klagenfurt be ndet und die strategischen Entscheidungen
schluss erkenne ich beim Klimaschutz leider nicht. Wir müssen auf jeden Fall ein Gegeneinander von Stake- wichtigen Bereichen fehlen werden. im Unternehmen getro en werden – mit all den positi-
holdergruppen vermeiden. Ich bin überzeugt, dass man im ven Auswirkungen für den Standort, die Wirtschaft, den
Dabei wären ja weitere Klimaschutzaktivitäten nicht Konsens Lösungen nden muss. Das erfordert ein Zugehen Sie sprechen von der Kelag als Partner des Landes, Arbeitsmarkt und die regionale Wertschöpfung.
nur global, sondern auch lokal dringend notwendig. aufeinander und wenig dogmatische Positionen. der die wirtschaftliche Kraft hat, die Klimawende aktiv
Das unterstreicht auch die von der Kelag in Auftrag ge- mitzugestalten. Kann man sagen, dass die stabile Heuer wird die Partnerschaft mit der RWE für ein wei-
gebene Studie „Kärnten 2030 – Der Weg in eine klima- Eigentümerstruktur der Kelag – die mittlerweile seit 20 teres Jahrzehnt prolongiert. Was bedeutet das für den
neutrale Energiezukunft“, in der klar herausgearbeitet Jahren besteht – ein entscheidender Bestandteil dieser zukünftigen Kurs der Kelag?
wird, dass Kärnten in den nächsten Jahren deutlich Stärke ist? Es wird de nitiv keine Disruption in der strategischen
mehr grüne Energie brauchen wird. Ich denke, ganz wesentlich ist, dass es seit einigen Jahren Ausrichtung des Unternehmens statt nden. Es werden
Ich glaube, dass sowohl die Bevölkerung als auch die auf der Eigentümerebene gelungen ist, Dinge außer Streit Themen gefördert werden, die der kontinuierlichen Weiter-
Politik die Notwendigkeit zur Klimawende erkannt haben. zu stellen. Das zeigt sich besonders in der Unterstützung entwicklung des Unternehmens dienen und damit werden
Die Politik muss natürlich immer wieder den Spagat in der der strategischen Ausrichtung, der Personalentwicklung die Grundlagen gescha en, dass die Kelag die Generation
Interessenabwägung zwischen Partikularinteressen, die oder bei sinnvollen Investitionsvorhaben. Hier ziehen Klimaschutz wirklich leben kann. >|
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