Page 211 - KELAG Geschäftsbericht 2019
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Werner Hofmeister
© Daniel Waschnig
und gelesen werden kann. Im Museum für Quellenkultur Werk des Künstlers für die menschliche Suche nach den tie-
in Klein St. Paul im Görtschitztal ist ein breites Spektrum feren Lebensquellen. Im Quellenkulturpark steht vor dem
der künstlerischen Arbeiten zu sehen. Schon früh hat der Museum noch ein älteres Hofmeister-Objekt, das zeigt, in
Künstler mit seinen Werken auch den öff entlichen Raum welche Richtung die Suche nach dem ganz Anderen gehen
betreten. Er hat dabei Orte besetzt, an denen sonst nicht kann. Auf einem dünnen Mast steht ein von Hofmeister
mit Kunst zu rechnen war. Seine Objekte sind u. a. an Stra- HIMMELSPFLÜGER genanntes Objekt. Mit den Pfl ugscha-
ßenkreuzungen, auf Dorfplätzen und kürzlich erst wieder ren nach oben, also himmelwärts gerichtet, pfl ügt er kopf-
an Bushaltestellen zu fi nden. über das nur Erahnbare. Da wird das alltägliche Koordina-
tensystem auf den Kopf gestellt. Das lässt an den Appell
Der besondere Ort Jesu in seiner Bergpredigt denken, wo er den Jüngern die
nachdrückliche Empfehlung gab: „Sammelt euch Schätze
Am Strommast Nr. 119 einer 20-kV-Leitung der KELAG hat im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören.“ So
Werner Hofmeister seine jüngste Kunstintervention vor- wie dieser scheinbar absurde Vorgang einer Aufbereitung
genommen. In luftiger Höhe hat ein typisches Hofmeister- des himmlischen Bodens mit einem Pfl ug, deutet vielleicht
Wesen an den mächtigen Leitungsträger angedockt. Schon auch das Wesen auf dem Strommast Nr. 119 auf Dimensio- Mitarbeiter der KNG-Kärnten Netz GmbH bei den Aufbauarbeiten des Kunstwerks © Daniel Waschnig
das andere Material und die goldene Farbe des Objektes nen des menschlichen Lebens hin, die das Materielle und
deuten an, dass hier etwas Besonderes von außen bzw. von rein Irdische überschreiten.
oben dazukommt. Es ist eine Figur zu sehen, die mit fl ießen-
der Körperbewegung zu schweben scheint und sich doch Verankerung im Himmel
mit kräftigen Armen am Mast festhalten muss. Eine span-
nende und aktionsreiche Situation also, an einem Abspann- Von seiner Gestalt her gleicht das Kunstobjekt auch einem
mast, wo die Freileitung in ein Erdkabel übergeht. Schon der Fisch mit einer dominanten Schwanzfl osse, die aussieht
Mast selbst ist ein weithin sichtbares Zeichen. Er ist ein stum- wie ein Anker. Auff allend ist, dass die Festhaltevorrichtung
mer Diener für den Stromtransport. Der Mast steht fest in der hier nach oben ausgestreckt bzw. ausgeworfen wird und
Erde und ragt gleichzeitig hoch hinauf in den Himmel, er ver- damit Halt und Grund im Überirdischen sucht. Der Dichter
bindet das Oben mit dem Unten und umgekehrt. Der Mast Reiner Kunze hat beim Anblick der beeindruckenden Stadt-
ist einem Baum ähnlich, der fest in der Erde verankert ist und silhouette von Lübeck geschrieben:
sich mit den Ästen und Blättern nach oben hin orientiert.
„Damit die erde hafte am himmel,
Der Input – Kunst will mehr schlugen die menschen kirchtürme in ihn.
Sieben kupferne nägel,
Was will Werner Hofmeister mit dem Objekt INPUT noch zu- nicht aufzuwiegen mit gold.“
sätzlich in diesen Energiekreislauf eingeben bzw. einspei-
sen, wie es in der Fachsprache der Energiewirtschaft heißt? Dass in dieser tiefsinnigen Arbeit von Werner Hofmeister
Es sind wohl keine weiteren Kilowattstunden elektrischer auch Elemente christlicher Symbolik zu erkennen sind,
Energie etwa aus einer privaten Photovoltaik-Anlage. Diese ist im Kontext seines künstlerischen Gesamtwerks keine
künstlerische Eingabe weist auf etwas Anderes hin. In der Überraschung. Welche Assoziationen ein wohlwollend in-
Herzmitte des Kunstwerks ist ein bekanntes Erkennungs- teressierter und interpretierender Blick auf den INPUT am
zeichen des Künstlers zu entdecken. Inmitten eines Strah- Strommast Nr. 119 auszulösen vermag, liegt immer auch
lenkranzes ist der Buchstabe Q zu sehen. Dieser steht im am Betrachter selbst.
INPUT am Strommast Nr. 119 © Daniel Waschnig
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